Montag, 11. August 2014

Powerplus Cougar: Übersicht, Tests und Testergebnisse

Die Daten:

Bezeichnung Powerplus Cougar
Hersteller POWERplus-Foundation, Niederlande, Produktion in China
Generalvertretung für Deutschland und Service: Löw energy in Grevenbroich.
Verschiedene Händler, auch über ebay.
Laden per Pedalen, über die 230-V-Steckdose, den Zigarettenanzünder oder eine Solarzelle (Nicht im Paket enthalten)
Max. Ladestrom 1000 mAh; Ladespannung per Generator max. 15 V
Blei-Akku 7 Ah
Ausgang 230 V, max. 100 W (amerikanische Dose); wahlweise 3; 4-5; 6; 9 oder 12 V, auch USB, aber kein Zigarettenanzünder.
Eingebaute LED-Campingleuchte, abnehmbar.
Beispiele für versprochenen Nutzen bei vollem Ladezustand:
Die eingebauten 5 LEDs 85 Stunden, 70W-Notebook 55 Minuten, 100W-Lampe 20 Minuten, eine 18W-Schreibtischlampe 3 Stunden, ein 15W-CD-Spieler 4 Stunden. (In den Tests wird vorwiegend mit zwei Lampen gearbeitet; eine LED und eine Energiesparlampe, die zusammen 15 Watt verbrauchen, dabei orientiere ich mich am Versprechen, dass eine 18Watt Lampe 3 Stunden brennen sollte ...)

Überladeschutz vorhanden,Tiefentladeschutz scheinbar nicht. Der Entladeschutz für den 230V-Anschluss ergibt sich praktisch dadurch, dass sich das angeschlossene Gerät von selbst abschaltet. Der Inverter dürfte trotzdem weiterhin Strom verbrauchen. An die Niederspannungsbuchse direkt angeschlossene Lampen brennen bei zu niedriger Spannung einfach nur weniger hell.
Für die amerikanische Steckdose braucht man einen passenden Adapter, den es zumindest im Computerfachhandel gibt, aber auch im Mediamarkt. Im Niederspannungsbereich ein USB-Anschluss und eine Buchse mit Innenstift für einen Hohlstecker. Beide Buchsen werden über einen gemeinsamen Wahlschalter angesteuert.

Kostet zwischen 163 und 199 Euro plus Versandt.
Steckeradapter noch mal zwischen 3 und 13 Euro (im Laden).

Praktischer Nutzen (wird noch nach dem Test eines neuen Akkus aktualisiert):
1. Nach sieben Stunden Ladezeit an der Steckdose brennt eine 15-Watt-Birne etwa 3 Stunden.
2. Entsprechend kann laut Prospekt der Akku innerhalb von 10 bis 11 Stunden über die Kurbel geladen werden. Getestet wurde das Laden per Kurbel: bei mäßigem Treten über 5:30 Stunden leutet danach eine 15-Watt-Birne etwas über 2 Stunden.
3. Mit leerem Akku und mäßigem bis flotten Kurbeln kann eine 15-Watt-Birne durchaus betrieben werden. Bei LED-Licht von etwa 5 Watt kann also gleichzeitig gelesen und geladen werden.
4. Der Geräuschpegel ist störend, wenn auch nicht hörschädigend. Radio hören ist möglich, aber kein Genuss (Kopfhörer empfehlenswert).
5. Das Kurbeln geht sehr leicht, nach einer Stunde kommt man aber doch ins Schwitzen.

6. Überrraschender Nebeneffekt: das Gerät eignet sich zu therapeutischen Zwecken (Computerarbeit, sonst wenig Bewegung); dafür ist es empfehlenswert!
7. Nicht zu unterschätzen ist der Lerneffekt: Wer seinen Strom selber herstellt, wird sich seine Verwendung sehr gut überlegen.

Probleme: Wenn das Gerät zu lange beim Händler liegt und der Akku dort nicht gepflegt wird (einmal pro Monat muss geladen und entladen werden), kann er irreparablen Schaden nehmen und muss ausgetauscht werden. Daraus resultieren auch die ersten Testergebnisse.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass auch das Getriebe störanfällig ist. Es musste bereits zweimal repariert, bzw. ausgetauscht werden. Auch die Befestigung zwischen Kurbel und Achse lässt zu wünschen übrig, die einfache Schraube löst sich von allein.
Letzte Aktualisierung: 14. 4. 2015

Der Grundgedanke …

… kam vor schon langer Zeit und nicht mir allein: Warum lässt sich aus einem Heimtrainer kein Strom auskoppeln? Warum muss er statt dessen Strom verbrauchen? Ließe sich auf diese Weise nicht billig und massenhaft durch menschliche Kraft Strom produzieren?
Die Gegenrechnung ist ernüchternd. Über längere Strecken schafft es kaum jemand, mehr als 100 Watt Leistung abzugeben, Leistungssportler mal ausgenommen. Dass wir mit dem Fahrrad so riesige Entfernungen zurück legen können, liegt an der Effizienz des rollenden Gefährts und des guten Fahrwegs, nicht unbedingt an unseren Muskeln. Es scheint also, als ließe sich die Bewegungsarmut moderner Menschen durch lohnende Energieproduktion nicht verringern.

Problematisch wird es, wenn aus Bewegungsarmut Schwergewichtigkeit wird, was die Neigung zu flotter Bewegung noch mehr reduziert. Kommt dann die Diagnose „fortgeschrittene Arthrose“ dazu, ist es eigentlich schon zu spät.
Eigentlich.
Aber in der schnelllebigen und erfindungsreichen Zeit können sich immer wieder Lösungen ergeben, die vorher zumindest kommerziell nicht zu bekommen waren.

Die Idee ist folgende: Ich will keinen Heimtrainer neben dem Schreibtisch haben, sondern möglichst darunter. Ich will, während ich sonst in körperlich äußerster Ruhe am Computer sitze, meine Beine bewegen. Ich stelle mir so etwas wie ein verkleinertes Liegerad vor: Ich im Sessel, darunter der Generator und über eine Kette verbunden vor mir unter dem Tisch die Kurbel. Mit Schaltung, versteht sich. Das Primat hat jetzt nicht mehr die Stromproduktion, sondern die Bewegung. Allerdings nicht die Bewegung allein, ich will schon auch messen können, wie viel ich geleistet habe und, wenn es hoch kommt, damit den Laptop betreiben oder den Monitor, an dem ich gerade sitze.
Die Übergangslösung, nämlich ein aufgebocktes Fahrrad, mit dessen Nabendynamo ich ein wenig Strom produzieren könnte, bringt nicht viel weiter. Denn die Spannung ist zu gering, um einen Akku laden zu können, außerdem haben Fahrraddynamos eine Spannungsbegrenzung, die nach wenigen Watt Leistung nur noch Wärme produzieren lässt. Ich finde außer vagen Hinweisen keinen Dynamo, der 12 -V-Strom produziert, und schon gar keinen Dynamo auf der Hinterachse. Das wäre für den Fall wichtig, dass ich die Achse von Rad und Speichen befreien, unter den Sessel schieben und trotzdem vorne flott treten und schalten könnte. Das wäre der Idealzustand. Die Bastellösung scheidet nach längerem Überlegen ebenfalls aus: Dazu müsste ich eine passende Autolichtmaschine finden und das Ganze nicht nur irgendwie zusammen schrauben oder schweißen sondern auch elektrisch vernünftig verbinden. Ich will keinen Wohnungsbrand riskieren. Und auch die Lösung mit einem Pedelec scheint mir sehr fern. Da ginge nur eins mit Recuperation, und die sind sehr selten und wenig günstig.

Die professionellen Anbieter halten sich weiterhin zurück. Auf den Gedanken, einen Sesselheimtrainer fürs Büro zu bauen, kommt erst gar keiner.

Ich finde allerdings ein Video, dass einen Radler auf einem Tisch zeigt, der mit Pedalkraft eine Getreidemühle betreibt. Und entdecke gleich darauf den Camping-Kurbel-Generator, auch aus Amerika. Dort sind sie, von gewissen Vorschriften und Skrupeln befreit, scheinbar innovativer und vor allem risikofreudiger als wir hier.
Er heißt Powerplus und soll in der Außenwelt sicher stellen, dass auch ohne Netz, ohne Autoakku und ohne Wind und Sonnenschein ein gewohnt ziviles Leben möglich bleibt. Ideal für den Tag, an dem die Weltzivilisation zusammen bricht.
Auf geht’s, lasst uns die neue Welt erkunden!


Fragen und Testaufbau


Gerät 1
Als erstes will ich wissen, wie schnell der Akku geladen ist und was ich anschließend damit betreiben kann.
Die erste Versuchsreihe (1) lädt den Akku über die Pedalen.
Die zweite Versuchsreihe (2) lädt per externem Netzteil aus dem Netz.
Im dritten Versuch (3) probiere ich mit einem leeren Akku, was sich allein durchs Kurbeln alles betreiben lässt.

Erste Ergebnisse:


(1) Die Pedalen habe ich verteilt über vier Tage unterschiedlich intensiv und verschieden lange insgesamt 10 Stunden getreten. Nach und nach leuchteten dabei die grünen Lämpchen auf, und verglimmten wieder, wenn die Pausen dazwischen zu lang waren. Ich tippe auf Ladungsverluste. Als die letzte grüne LED auch am vierten Tag nicht heller leuchtete als am dritten, habe ich aufgehört. Empfohlen werden „zur vollständigen Ladung“ 8 – 9 Stunden. Mit einer Zusatzstunde zum Ausgleichen der Ladungsverluste sollte es reichen.
Der Nutzen ist sehr bescheiden. Versprochen wird bei vollem Akku eine 18W Schreibtischlampe 3 Stunden leuchten zu lassen.
Ich schalte erst eine Lampen mit einer Leistung von 9,4 W eine Stunde lang, dann zwei andere mit einer Gesamtleistung von 15 Watt ebenfalls für eine Stunde, aber nach insgesamt zwei Stunden ist Schluss. Das Licht geht plötzlich und ohne Vorwarnung aus. Das lässt auf einen Entladeschutz schließen. Was ein gutes Zeichen ist. Nicht gut ist die geringe Leistungsentnahme. Weil aber die Testanordnung nicht wirklich aussagefähig ist, beginne ich eine zweite Versuchsreihe.


(2) In dieser Anordnung soll der genormte Strom aus der Dose kommen, die Zeit wird zuvor von mir festgelegt, messen will ich anschließend die Dauer der Entnahme für zwei sparsame Lampen, zusammen 15 Watt Leistung.
Das erste Laden dauert 9 Stunden, lässt unmittelbar darauf die zwei Lampen aber auch nur für 1:42 Stunden leuchten.
Das zweite Laden soll testen, was nach den empfohlenen 7 Stunden Ladezeit aus dem Akku kommt. Erstaunlich: nicht weniger! Auch hier leuchten beide Lampen 1:43 Stunden lang.

Das Versprechen des Produzenten (18W Schreibtischlampe 3 Stunden), vorausgesetzt der Händler hat mir ein neues Gerät verkauft, stimmt also nicht einmal zur Hälfte, es ist grandios optimistisch. Es könnte nur für den Fall stimmen, wenn der Entladeschutz nach der Messreihe in der Fabrik eingebaut wurde und dort Strom bis zum Tiefentladen gezapft wurde. Was eigentlich vermieden werden soll, um den Akku zu schonen. Der Hersteller müsste also hier das Produktversprechen korrigieren. Immerhin könnte er damit werben, dass ein Schutz vor Tiefentladung eingebaut wurde, der verhindert, dass der Akku unter 50% entladen wird, was nach meiner Schätzung hier der Fall ist. Denn die Lampen gehen abrupt aus, sie verglimmen nicht allmählich.

Aus den ersten Ladezyklen geht schon mal eins hervor: Schon nach einer Ladezeit von nur 3 Stunden brennen die (oben beschriebenen) Lampen etwa 80 Minuten lang; nach 7 Stunden brennen sie etwa 100 Minuten, was sich (vermutlich) nicht steigern lässt.

Aber ich will es genauer wissen. Immerhin ist der Akku neu und stand vermutlich sehr lange Zeit ungeladen herum.

Das Ergebnis sieht so aus:





















Dabei sind unten die Ladezeiten aufgetragen, die Höhe der Säulen entspricht der Entnahmedauer für einen Verbraucher von 15 Watt/ 220 Volt in Minuten.

Daraus ergibt sich die Konsequenz, tatsächlich 7 Stunden, so wie empfohlen, an der Steckdose zu laden. Weil aber niemand 9 Stunden, wie ebenfalls empfohlen, hintereinander kurbeln wird, will ich gerne auf eine Versuchsreihe verzichten, bei der ich, wohlgemerkt ohne Pause, kurbeln müsste.


(3) Weil aber gerade mal wieder der Akku entladen ist, kommt mir ein anderer Gedanke. Ich will doch mal sehen, was sich mit leerem Akku aber mit Kurbel so alles betreiben lässt. Als erstes schalte ich die Leselampe mit dem Nennwert von 3 Watt und siehe, es geht vorzüglich. Ich kann lesen und treten und die Lampe geht, wenn ich aufhöre, auch nicht gleich wieder aus. Ich schaffe es, wenn ich aufhöre zu kurbeln und mal eben aufstehen muss, gewissermaßen im Dunkeln noch bis zum nächsten Lichtschalter an der Wand.
Als nächstes schalte ich eine LED mit dem Nennwert von 7 Watt, und auch das geht prima.
Der dritte Versuch soll meiner stärksten Lampe im Haus gelten, einer 15 Watt Energiesparlampe. Hier wackelt es. Nur wenn ich gleichmäßig, wenn auch nicht eben kräftig, trete, habe ich das volle Lesevergnügen und komme auch nicht ins Schwitzen, weder durch die Arbeit, noch durch die Lampe. Allerdings, sobald ich über der Lektüre einschlafe, ist das Licht aus.

Optimisten sei allerdings gesagt, dass die letztgenannte Lampe nur 15 Watt Leistung im Nennwert verbraucht. Real sind es 13,5 VA; 10,8 Watt bei 238 Volt/50,0 Hz.
Das wird also die Grenze sein, der maximale Verbrauch eines Gerätes, das nur mit Kurbel aber auch 220 Volt betrieben werden kann. Alles andere ist Luxus. Freunde, wer kennt einen Laptop, der nur 10 Watt verbraucht? Bitte melden!!

Inzwischen liegt ein weiteres Ergebnis vor. Jeweils nach 8 Stunden Ladezeit aus dem Netz habe ich zwischen einem und vier Tagen gewartet, bis ich den bisher schon benutzten Verbraucher (15 Watt Nennverbrauch) einschaltete. Die senkrechte Achse zeigt die verbliebene Energie des Akkus in Minuten an, in denen der Verbraucher leuchtete. Die waagerechte Achse markiert die Zahl der Tage, die zwischen Laden und Verbrauchen vergingen.



















Im nächsten Schritt will ich diesen Zeitraum für die ersten 24 Stunden verdichten. Die Frage ist: kommt es tatsächlich innerhalb des ersten Tages nach dem vollständigen Laden zu diesem gravierenden Kapazitätsabfall?




2 Kommentare:

  1. Interessanter Ansatz, Dein Bürotrainer. Bist Du in der Richtung schon weiter gekommen?

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  2. Leider nein. Zwischendurch bin ich noch umgezogen und habe danach auf jeglichen Fußbodenbelag verzichtet. Seit dem rutscht das Ding beim Treten noch mehr hin und her. Da muss ich erst noch was basteln ...

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